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Simone Götz ist Kreativtherapeutin. Seit September 2021 arbeitet sie am neuen Zentrum für künstlerische Therapien (ZFKT) an der Universitätsmedizin Essen. Es geht zurück auf eine Initiative der Stiftung Universitätsmedizin und stützt das Ziel, das Wohl von Patientinnen und Patienten noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen.

Die kreative Auseinandersetzung mit der Krankheitsrealität hilft ihren Klientinnen und Klienten, inneren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Da wo die Sprache häufig versagt, können Malen und Gestalten, Musikhören oder Musizieren oder auch der tänzerische Ausdruck die persönliche Geschichte erzählen. Die Kunsttherapie ergänzt die medizinische Versorgung an der Universitätsmedizin. Inzwischen gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass kreative Techniken die Krankheitsbewältigung positiv beeinflussen.

Simone Götz ist regelmäßig in die Besprechungen mit Ärzten, Pflegepersonal, Seelsorgern, Hospizdienst, Physiotherapeuten und Sozialdienst eingebunden, sie stimmt die kunsttherapeutische Begleitung optimal auf die momentane Situation und Gefühlslage der einzelnen Patientinnen und Patienten ab.

Im Atelier von Simone Götz auf der WTZ 4 im Westdeutschen Tumorzentrum geht es bunt zu – im wörtlichen, aber auch im übertragenen Sinn. Der Raum ist voller Leinwände, Farben, Pinsel und Bastelmaterial. Die Patientinnen und Patienten, die Simone Götz betreut, kommen von allen Stationen der Klinik.

Kunst kann nicht heilen, aber sehr heilsam sein.

Simone GötzKreativtherapeutin am Zentrum für Künstlerische Therapien der Universitätsmedizin Essen

Vorwiegend sind es onkologische Patienten und Palliativpatienten. Im kreativen Prozess lassen sie ihren Gefühlen freien Lauf: Hier dürfen sie weinen, lachen und auch ihrer Wut Ausdruck verleihen.

Auch Katharina Ückerseifer (25) ist froh über das Angebot an der Universitätsmedizin Essen.

Die Stunden bei Simone sind die absoluten Highlights hier in der Klinik.

Katharina Ückerseifer (25)Lehrerin

Die junge Lehrerin ist Patientin der AYA-Station. AYA – das steht für „adolescences and young adults“: eine Station speziell für Jugendliche und junge Erwachsene. Nach einem Sturz beim Joggen entdeckten die Ärzte bei ihr eine Sarkomerkrankung in der Leiste. Ein Zufallsbefund. Ein großer Schock.

Während Katharina kräftig die Farbtube drückt, sagt sie: „Heute habe ich richtig viel Energie, deshalb wähle ich den Goldton. Aber ich bin auch ganz schön wütend, weil ich so rapide ausgebremst wurde.“ Der Griff geht zur schwarzen Farbtube …

Katha, wie die junge Frau von Freunden und inzwischen auch von Simone Götz genannt wird, musste sich einer schweren Operation unterziehen, aktuell bewältig sie eine Chemotherapie. „Willst du mit Pinsel und Pallette malen, oder mit den Händen?“, fragt Simone Götz.

„Mit den Händen – ich will mantschen und schmieren“, sagt Katharina und ergänzt: „Ich bin Perfektionistin, das hilft mir, mein Hirn auszuschalten.“

Simone Götz leitet behutsam durch den künstlerischen Prozess.

Mal schaut sie zu, mal fragt sie nach: „Warum diese Farbe? Was siehst du in dieser Form? Woran denkst du jetzt?“

Mithilfe der künstlerischen Therapien können Patientinnen und Patienten jeden Alters für einen Moment Krankheit und Krankenhausumgebung vergessen …

… oder sich mit anderen Mitteln mit ihrer Krankheit auseinandersetzen.

„Seid meiner Diagnose erlebe ich jeden Tag viel bewusster“, berichtet Katharina Ückerseifer.

Gemeinsam mit Simone Götz dreht und wendet Katharina Ückerseifer ihr Gemälde.

Und plötzlich sehen beide einen dunklen Drachen mit Feuerschweif …

Das Zentrum für künstlerische Therapien soll weiter wachsen. Geplant sind Nachsorge- sowie Weiterbildungsangebote: angehende Musik- und Kunsttherapeuten sowie Therapeuten aus anderen Fachbereichen sollen die Möglichkeit erhalten, Zusatzqualifikationen im Bereich des Gesundheitswesens zu erwerben. Auch Doktoranden für wissenschaftliche Studien und Praktikanten sind willkommen.